Für eine ausgewachsene Chronik, wie sie Vereine bei ihren Jubiläen vorzulegen pflegen, ist der Kötztinger König-Ludwig-Verein wohl noch ein bisserl zu jung. Aber an die Anfänge und die besonderen Höhepunkte sei an dieser Stelle ebenso erinnert wie an die Leistungen der „Gründerväter“ und deren engagierte Nachfolger.
Die Gründung des König-Ludwig-Verein Kötzting e.V. (das „Bad“ kam erst 2005 hinzu) erfolgte in kleinem Kreise am 17. Februar 1981. Angefangen hat‘s freilich schon viel eher. Man saß oft beim Lindner-Bräu zusammen und dischkrierte eifrig. Dann besuchten der spätere Ober, der spätere Unter und der Lindner-Bräu-Heinz das Wintertreffen der Königstreuen mit Schorsch Lohmeier in Gammelsdorf. Und jetzt war es klar: Wir gründen einen Verein, einen König-Ludwig-Verein.
Aufsehen erregte der Verein kurz nach seiner Gründung mit seinem „Unpolitischen Aschermittwoch“ am 4. März 1981 beim Lindner-Bräu, zu dem sich über 150 Gäste einfanden. Der „Unter“ hielt eine programmatische Rede und die Kötztinger Zeitungen berichteten sehr ausführlich und wohlwollend - jetzt war der König-Ludwig-Verein wer.
Das Interesse der Patrioten in Stadt und Land wuchs, man traf sich bald zu einer „offiziellen“ Gründungsversammlung mit Vorstandswahl und Beschluss einer Satzung. Und streng nach der bayerischen Spielkarten-Hierarchie (Kini, Ober, Unter...) wurde der 1. Vorsitzende künftig „Ober“ tituliert und der 2. Vorsitzende „Unter“ – und auf den „Kini“, der über allem steht, hofft man noch immer...
Gewählt wurde folgende Gründungsvorstandschaft: „Ober“ Vitus Irrgang, berühmter Hochzeitsladen und Gastnzlsänger, langjähriger Bürgermeister der Nachbargemeinde Lederdorn und Bausparkassendirektor in Kötzting; „Unter“ Dietrich Reithner, Redakteur und Chef der „Kötztinger Zeitung“; Schatzmeister Arthur Koch, Zivilangestellter am Luftwaffenstandort Kötzting; Schriftführer Max Kellner, Bundesbahnbeamter i.R. und für alle Kötztinger der „Onkel Max“; Beisitzer Michael Gartner, Modehausinhaber in Kötzting, Ernst Plötz, Rentner in Lam, Dr. Manfred Ehemann, Mitinhaber der Kötztinger Konservenfabrik.
Ein sehr wichtiges, weil sehr öffentlichkeitswirksames Ereignis war dann der Besuch von Georg Lohmeier mit Gattin am 4. April 1981. Unter freiem Himmel und bei herrlichem Frühjahrswetter im barocken Hof des Lindner-Bräu („Schloß Lindnerhof“) sprach Georg Lohmeier vor über 250 Frauen und Männern, denen er die rechte Sehnsucht einpflanzte: „Die Heimat seufzt nach einem schönen König...“
Zu Gast waren beim König-Ludwig-Verein an diesem Tag Abordnungen von Weiß-Blau Königstreu Konzell mit dem „Kini“ Sepp Obermeier und von den Königstreuen im Pfaffenwinkel, Sitz Peiting, mit Vorstand Herbert Lück an der Spitze. Und nicht zuletzt die Tatsache, dass der Lindner-Bräu Heinz für diesen Tag einen gewaltig starken „König-Ludwig-Bock“ gesotten hatte, macht diesen Tag unvergesslich.
Nach diesem prächtigen „Aufdweltkemmatstag“ (so der Obermeier Sepp) folgte schon bald der Beschluss: A Fahn‘ muaß her und a ghörige Fahnaweih’! Bestärkt wurde man in dieser Zielsetzung beim Besuch des 3. Bayerischen Patriotentreffen am 5. und 6. September 1981 in Peiting.
Und so trafen sich die Kötztinger Patrioten jetzt oft beim Frühschoppen, auf kleineren Versammlungen oder auch bei diversen Vereinsfesten in und um Kötzting, um diese Vorstellungen zu festigen. Klar war bereits, dass als Festkapelle für die Fahnenweihe nur die Weiß-Blau Königstreuen aus Konzell in Frage kommen. Besondere Freude herrschte natürlich auch, als dem König-Ludwig-Verein zur geplanten Fahnenweihe die spontan beantragte Ausrichtung des 4. Bayerischen Patriotentreffens für das Jahr 1982 übertragen wurde.
Einen besonderen Höhepunkt im Gründungsjahr stellte der Silvesterball in der Städtischen Turn- und Festhalle dar. Man hatte gewiss keinen Fehler gemacht, als man hier versuchte, eine oft beklagte Kötztinger Marktlücke zu schließen. Der Ball war sehr gut besucht, trotz der Verpflichtung zweier Kapellen – „a wengerl zünftig und a wengerl modern“) kam man auch finanziell gut über die Runden.
Zum Gammelsdorfer Treffen im Januar fuhr man 1982 schon im Bus! Der unpolitische Aschermittwoch mußte natürlich auch 1982 veranstaltet werden. Zum Gelingen trugen der „Kini“ und der „Haberer“ aus Konzell ganz wesentlich bei.
Ja, und dann unsere Fahnenmutter: Mit Freude sagte Elisabeth Krämer, Geschäftsstellenleiterin der „Kötztinger Zeitung“ und Witwe des 1971 verunglückten Kreisheimatpflegers Karl B. Krämer, der Vorstandschaft zu, als die Bitte vorgetragen wurde. Die „Mannschaft“ war jetzt perfekt: Mit Bezirkstagspräsident Alfred Spitzner, einem großen Förderer der Kötztinger Kurort-Pläne, hatte man ja schon einen Schirmherrn nach Maß gefunden und die Konzeller Freunde waren bereit, die Patenschaft zu übernehmen. Kein Wunder, dass das Patenbitten bei „Weiß-Blau Königstreu“ Konzell auf Schloß Herrnfehlburg eine rundherum zünftige Angelegenheit wurde. Rudi Herrnberger und seine Musikanten spielten unermüdlich auf, „Kini“ und „Ober“ sprachen zum Volk, der Schirmherr glänzte mit einer hintergründig-humorvollen Ansprach, nachdem er gekonnt das Patenbitterfassl angezapft hatte, und die Fahnenmutter hatte ihre Freud wie alle anderen auch.
Ein großer Erfolg war dem Verein schließlich mit dem Musikantentreffen im Fechter-Saal in Grub beschieden. Fünf Kapellen spielten unermüdlich auf - „gratis, aber ei‘gstocha hams fleiße“.
Den beteiligten Musikanten sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt, vor allem auch der Kapelle Weiß-Blau Königstreu Konzell und der Kapelle Sepp Pemmerl aus Kötzting, die den Verein gerade in der Aufbauzeit dadurch wirkungsvoll unterstützt haben, dass sie bei Veranstaltungen immer wieder umsonst bzw. nur gegen Einstechen gespielt haben.
Die Fahnenweihe, verbunden mit dem 4. Bayerischen Patriotentreffen feierten die Kötztinger Königstreuen mit umgezählten Gästen aus nah und fern vom 16. bis 19. Juli 1982.
Doch vor der Freude war erst einmal das große Bangen. Man hatte sich, auch wenn man noch nicht viel Geld in der Kasse hatte, nach dem Entwurf des heimischen Künstlers Hans Höcherl eine prächtige Fahne sticken lassen. Auf der einen Seite der Vereinsname und das reichlich verzierte Wappen des Königreichs Bayern, darunter das Wappen der Stadt und „zur ewigen Erinnerung“ das Wappen des 1972 aufgelösten Landkreises Kötzting, auf der anderen Seite „Maria Schutzfrau Bayerns“, eine Darstellung der Gnadenmutter in der Wallfahrtskirche Weißenregen hoch über der Stadt. Für die Finanzierung hatten Mitglieder neben stattlichen Spenden in Hoffnung auf ein ertragreiches Fest eine ganze Reihe von „Fahnenbürgschaften“ über 500 oder gar 1000 Mark gezeichnet.
Ein Schmankerl am Rande: Mitglied Kurt Fischer, Kötztinger Sparkassendirektor und zuständig für die Kasse am Bierzelt-Ausschank hatte zu Festbeginn ein Schiedsrichterpfeiferl bekommen, um „Signal“ zu geben, wenn die für die Fahne und sonstigen Festkosten benötigten Hektoliter erreicht waren. Und was war das für eine Erlösung für die Vorstandschaft und die übrigen Eingeweihten, als der Kurt am Abend des dritten Tages so kräftig ins Festzelt hineintrillerte, als ob er fünf Elfmeter auf einmal pfeifen wollte...
Das 4. Bayerische Patriotentreffen 1982 mit Fahnenweihe des König-Ludwig-Vereins in Kötzting war und blieb für viele Jahre der große Höhepunkt im Vereinsleben der Kötztinger Königstreuen. Vier Tage lang herrschte „Kaiserwetter“, die Stadt prangte wie sonst nur zum Pfingstritt. Die Kötztinger und ihre zahlreichen Gäste erlebten einen prächtigen Festzug mit gut 70 Vereinen und eine denkwürdige Festmesse vor der Kirche St. Veit am Marktplatz. Stadtpfarrer Gerhard Dirscherl hielt eine bis heute unvergessene Festpredigt, der Hohenbogen-Chor aus Neukirchen b. Hl. Blut gestaltete den Gottesdienst mit der „Bauernmesse“ von Annette Thoma. Und dann die zahlreichen Ehrengäste, voran Seine Königliche Hoheit, Prinz Leopold von Bayern, der den Kötztingern bis heute freundschaftlich verbunden geblieben ist.
Dazu sei noch angemerkt, dass „Poldi, der Rennfahrer“ die Kötztinger auf eine harte Geduldsprobe gestellt hat. Zusammen mit Kutsche und Schimmelgespann wartete man am Stadteingang bei der Höcherlbrücke auf den hohen Gast. Der Unter hatte ihm am Vorabend auf die telefonische Anfrage, wie lange man wohl vom Starnberger See bis nach Kötzting fahre, „runde zweieinhalb bis drei Stund“ in Aussicht gestellt. Und dann wartete man, und wartete, und wartete, abwechselnd Ausschau haltend in Richtung Wettzell und Miltach. Und dann war der Prinz plötzlich da – aus der Stadt kommend, mit einem Renn-Quattro. Eine ganze Stunde zu früh war er schon angekommen und hat sich halt so noch in Ruhe die Stadt angeschaut. Ob Seine Königliche Hoheit alle Geschwindigkeitsbeschränkungen eingehalten haben, ist nicht überliefert.
Fest steht aber, dass die Prinz Leopold beim Fest in Kötzting ausgesprochen wohl gefühlt hat. Nach dem Festzug ließ er sich gar auf die Bühne bitten, dirigierte einen zünftigen Marsch und würdigte - entgegen allen Gepflogenheiten im Haus Wittelsbach - in einer kurzen Ansprache das prächtige Fest.
Dass sich die Initiatoren der Vereinsgründung 1981 den Irrgang Vitus als künftigen Vorstand auserkoren hatten, war wohlbegründet. Wenn aus dem Verein etwas werden sollte, konnte das nur mit einer Persönlichkeit an der Spitze gelingen, die neben der Fähigkeit und dem festen Willen, „was Gscheits“ aufzubauen, auch die nötige Ausstrahlung mitbringen sollte. Einer wie der Vitus. Weitum berühmt als zünftiger Hochzeitslader und Gstanzlsänger, erfolgreicher Geschäftsmann und hochgeschätzter, weil auch kritischer, Kommunalpolitiker, und ein bodenständiger Bayer durch und durch.
Unter Vitus Irrgang wurde der König-Ludwig-Verein schnell eine feste Größe im bewegten gesellschaftlichen Leben in Kötzting Stadt und Land, aber auch im Kreis der Königstreuen- und Patrioten-Vereine in ganz Bayern erlangten die Kötztinger Ansehen und Achtung. Als große Auszeichnung darf man es werten, dass der König-Ludwig-Verein mehrfach als Patenverein erwählt wurde: So bei den Tangrintler Königstreuen in Hemau, beim König-Ludwig-Verein Landshut, bei den Rodinger Patrioten, bei Weiß-Blau Königstreu Miltenberg, bei den Königstreuen im Hohenbogen-Winkel in Eschlkam und beim Königlich-Bayerischen Stammtisch in Röllfeld/Ufr.
Als eine der herausragenden Leistungen von Vitus Irrgang ist ohne Zweifel die Einführung des „Kötztinger Oktoberfest“ zu sehen. Der Verein bekam damit nicht nur eine sichere wirtschaftliche Basis, die eine Reihe vielfältiger Leistungen für das kulturelle Leben im Verein und in der Stadt ermöglicht, die Lindnerbräu-Festhalle wurde mit dem Oktoberfest auch zu einer Stätte unverfälschter bayerischer Gemütlichkeit und Brauchtumspflege.
Selbstverständlich gab es auch beim Oktoberfest herausragende Ereignisse. Besonders gerne denkt man da an das Oktoberfest 1989 zurück, als sich der Fall des nahen Eisernen Vorhangs abzeichnete. Noch wagte kaum jemand an das Ende des Kommunismus in der Tschoslowakei zu glauben, aber Vitus Irrgang und die Kötztinger Königstreuen erspähten bereits einige Löchlein in der Grenze. Und so hieß es beim Oktoberfest 1989 bereits: „Aus Böhmen kommt die Musik!“ Mit Hilfe von MdB Dr. Dionys Jobst, der seinerseits wieder die Unterstützung von Außenminister Hans Dietrich Genscher höchstpersönlich erwirkte, bekam die böhmische Blaskapelle „Cerchovanka“ eine Ausreisegenehmigung nach Kötzting. Ein „Kleines Wunder“, das bundesweit in der Presse gewürdigt wurde. War das ein Jubel, als die tschechischen Musikanten und ihre charmante Sängerin Maria in ihren farbenprächtigen Choden-Trachten in der Lindnerbräu-Festhalle Einzug hielten. Für viele Jahre blieben die „böhmischen Gastspiele“ nunmehr fest im Oktoberfest-Programm.
Gut 13 Jahre lang steuerte Vitus Irrgang den König-Ludwig-Verein Bad Kötzting auf Erfolgskurs, ehe er, inzwischen 70 Jahre alt, 1994 die Führung an die nächste Generation übergab. Der Verein dankte ihm seinen Einsatz mit der Ernennung zum Ehren-Ober. Ausgezeichnet auch mit dem Verdienstkreuz des Landesverbandes der Königstreuen in Bayern, ist der Vitus natürlich auch heute noch bei allen Veranstaltungen seines König-Ludwig-Vereins gerne Gast und geschätzter Ratgeber.
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